Bilderbogen
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(tg) Seit genau zwei Jahren gehört Brühl zu den Städten, die sich offiziell Fair Trade Stadt nennen dürfen. In einer Zeremonie empfing damals Bürgermeister Dieter Freytag die Zertifizierung aus den Händen von Heinz Fuchs, dem ehemaligen Geschäftsführer von TransFair e.V. Köln (unser kleines Bild).

Um die begehrte Auszeichnung zu erhalten, muss eine Stadt fünf Kriterien erfüllen: Mindestens zehn Einzelhandelsgeschäfte, fünf Gastronomiebetriebe, eine Schule, eine kirchliche Einrichtung und ein Verein müssen mindestens zwei fair gehandelte Produkte ausgeben oder im Sortiment haben. Kein Problem für Brühl, dessen Stadtverwaltung in der Person von Barbara Kirsch auch gleich eine Vertreterin in das neue Netzwerk für alle Fair Trade betreffende Fragen abstellt. Mit ihr hat sich der Brühler Bilderbogen zum persönlichen Gespräch getroffen.
Bereits im Jahr 2018 fasste der Rat der Stadt Brühl den Beschluss, an der „Fairtrade Towns“-Kampagne teilzunehmen. Acht Monate später bildete sich eine Steuerungsgruppe, der zwölf Personen angehörten, u.a. Heike Kragl-Besse vom Weltladen, Nikolaj Backhaus vom moccafair, Claudia Wesseler von Hingucker, Markus Dörstel für die Katholische Kirchengemeinde, Barbara Kirsch für die Stadt Brühl sowie die Ratsmitglieder Robert Saß (Grüne) und Marcus Venghaus (SPD). Vertreter anderer Parteien waren übrigens und sind bis heute erstaunlicherweise nicht dabei.


„Die Gruppe hat schnell die Arbeit aufgenommen und weitere Akteure gewinnen können. Das Thema Fair Trade findet in Brühl großen Anklang“, berichtet Barbara Kirsch. So entwickelte sich auch in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Arbeitsgemeinschaft Brühl (fab) eine gelungene Fotoaktion. Alle Fair Trade Teilnehmer wurden von den Fotografen porträtiert. Es entstand ein großes Gemeinschaftsplakat mit allen Bildern, das in Brühl aufgehängt wurde. Alle Teilnehmer erhielten zudem auch Poster für den Eigenbedarf.
Leider funkte dann die Corona-Pandemie dazwischen und bremste das Projekt ein wenig aus, so dass es bis 2021 dauerte, ehe Brühl die offizielle Zertifizierung als Fair Trade Stadt erhielt. Inzwischen ist aber wieder Fahrt in die Sache gekommen. Aus der Steuerungsgruppe ist ein Netzwerk geworden, dem sich über 30 Mitwirkende aus den Bereichen Einzelhandel, Gastronomie, Vereine, Schulen und Kirche angeschlossen haben.

Die Brühler Wirtschaftsförderung, bei der Barbara Kirsch arbeitet, hat einen Flyer herausgebracht, und im September wird das Projekt gleich bei zwei Anlässen vorgestellt. „Auf dem Agenda-Markt am 9. September stellen wir die Fair Trade Stadt Brühl zusammen mit dem Weltladen, der Verbraucherzentrale und dem Max Ernst Gymnasium vor“, sagt Barbara Kirsch. „Und am 16. September präsentieren wir uns auch bei einem Kaffee-Flashmob im Rahmen der Aktion Brühl macht Platz auf dem Belvedere-Parkplatz. Wer mit eigener Kaffeetasse beim Flashmob vorbeikommt, erhält vom Weltladen eine leckere Tasse fair gehandelten Kaffee und alle Infos über den Fairen Handel in Brühl.“
Doch was bedeutet Fairer Handel eigentlich? Seit mehr als 40 Jahren gibt es ihn. Für eine nachhaltige Entwicklung von wirtschaftlich benachteiligten Produzentengruppen wie Kleinbauern oder Plantagenarbeitern setzen sich Akteure in mehr als 60 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas ein. Durch den Fairen Handel werden die Lebens- und Arbeitsbedingungen und das Einkommen von Millionen Menschen verbessert. Es entstehen faire Partnerschaften, es wird gegen Kinderarbeit vorgegangen und auch umweltschonende Anbaumethoden werden gefördert.

Öffentliches Treffen am 18. September
In Brühl ist die Sensibilität für das Thema hoch. Trotzdem würde sich das Netzwerk Fairer Handel über neue Mitglieder und neue Ideen freuen. Wer die Arbeit des Netzwerkes näher kennen lernen möchte, kann am 18. September am nächsten öffentlichen Treffen um 18 Uhr auf dem Belvedere teilnehmen. Denn das Thema Fairer Handel beschränkt sich auch nicht nur auf Belange in Übersee.

„Fairer Handel kann natürlich auch in der Region stattfinden“, meint Barbara Kirsch. „Wir setzen den Begriff nicht so eng, denn wir wollen in Fragen der Nachhaltigkeit auch regional und lokal weitere Fortschritte erreichen. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass die Bereitschaft der Menschen in Brühl hoch ist. Sie wollen etwas tun und haben Lust darauf, sich für den fairen Handel einzusetzen.“

Auch wenn es manchmal „ein zäher Prozess“ ist, wurde in Brühl schon einiges erreicht. Das Bewusstsein für den fairen Handel ist auch in anderen Branchen durchaus verbreitet. Das zeigt der Blick in die über 30 Akteure umfassende Liste, in der sich Geschäfte, die auch Bekleidung führen, wie Hingucker, Dressgoat, Mio oder Düster, ebenso finden lassen wie Schmuckatelier, Buddy Hundezubehör oder die Blumenhändler Risse und Osman. Auch Institutionen oder Vereine wie der Kinderschutzbund, der Brühler Turnverein, der Festausschuss Brühler Karneval, die Verbraucherzentrale, das Repair Cafe und viele andere machen mit.

Wichtig ist bei aller guter Absicht auch, dass am Ende der Preis für die verschiedenen Produkte angemessen und erschwinglich ist. „Ein fairer Preis spielt für die  Verbraucherinnen selbstverständlich auch eine große Rolle“, weiß Barbara Kirsch.

Die 58-Jährige arbeitet seit 13 Jahren bei der Stadt Brühl, seit 2015 in der Wirtschaftsförderung. Sie wohnt in Witterschlick, pendelt jeden Tag nach Brühl und wundert sich manchmal darüber, was die Brühler alles an der Stadt zu kritisieren haben.
„Brühl ist die schönste Stadt im Rhein-Erft-Kreis. Wir haben eine tolle Innenstadt, eine großartige Gastronomie, hochwertige Einzelhändlerinnen und Einzelhändler, ein Schwimmbad, die

Schlösser mit Schlosspark, das Phantasialand, ein Kino, und viel Kultur. Wir haben sehr viel Grün in und um der Stadt herum. Es passiert hier sehr viel. Brühl hat ganz viel Potenzial. Vielleicht sieht man das alles als einheimische Person nicht so sehr wie jemand, die wie ich in einer anderen Stadt lebt, außerdem sehr gerne in Brühl arbeitet und sich für einen fairen Handel einsetzt. Dass im Rathaus bei den Sitzungen fairer Kaffee ausgeschenkt wird und Zucker aus fairem Handel dazu gereicht wird, versteht sich von selbst.





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