„Spaß am Reparieren und an der Begegnung“
(tg) Seit zehn Jahren öffnet das Brühl Repair Cafe einmal pro Monat im Begegnungszentrum margaretaS am Heinrich-Fetten-Platz seine Pforten. Jeder kann mit einem defekten Gerät vorbeikommen und sich nach den Möglichkeiten einer Reparatur erkundigen.
Aktuell freuen sich etwa 20 Reparateure auf immer wieder neue Herausforderungen. Denn die Bandbreite der ihnen zur Reparatur vorgelegten Geräte ist enorm. Die Erfolgsquote kann sich sehen lassen, haben uns Phoenix Hanzo und Heike Kragl-Besse berichtet, die zu den Gründungsmitgliedern des im Jahr 2016 mit dem Agenda-Preis der Stadt Brühl ausgezeichneten Repair Cafes zählen.
BBB: Frau Hanzo, das Repair Cafe wird zehn Jahre alt. Wie werden Sie das Jubiläum feiern?
Phoenix Hanzo: Wir werden am 16. September ganz normal das Repair Cafe öffnen, es aber ein bisschen anders machen als sonst.
Denn wir werden mit unserem Fahrrad-Reparaturteam von 14 bis 17 Uhr im Rahmen des Fahrradtages der Mobilen Woche auch auf dem Belvedere Parkplatz vertreten sein. Später stoßen wir intern mit allen Teammitgliedern auf unser Jubiläum an und haben dazu auch den Pfarrer Jochen Thull und den Bürgermeister eingeladen. Die zehn Jahre sind wie im Flug vergangen. Von den Helferinnen und Helfern der ersten Stunde sind uns zehn erhalten geblieben. 33 aktive Personen haben wir im Moment, doch über die Jahre haben uns an die zwei Dutzend weitere Leute unterstützt. Wichtig sind dabei beileibe nicht nur die Reparateure, auch ohne all unsere Helferinnen und Helfer bei der Organisation, an der Tür und in der Küche wäre das Repair Café nicht denkbar.
BBB: Wie kamen Sie vor zehn Jahren auf die Idee, das Repair Cafe zu eröffnen, Frau Kragl-Besse?
Heike Kragl-Besse: Angefangen hatte es mit sieben Frauen, die an einem globalisierungskritischen Stadtrundgang teilnahmen und sich schon seit Längerem damit beschäftigten, wie wir ressourcenschonender und bewusster konsumieren können. Wir hatten von der Idee der Niederländerin Martine Postma gehört und beschlossen, auch in Brühl ein Repair Café ins Leben zu rufen.
Nach einem Aufruf u.a. im Bilderbogen meldeten sich weit mehr Menschen, die mitmachen wollten, als wir gedacht hatten. Seitdem mussten wir nicht mehr nach Helfern und Reparateuren suchen, es melden sich immer wieder Interessierte bei uns. Die Idee des Repair Cafes ist auch, sich zeigen zu lassen, wie etwas repariert werden kann. Gerade bei Fahrrädern kann man anders als bei Elektrogeräten sehr viele Reparaturen auch selbst erledigen. Bei uns kann man sich gerne dazusetzen und zugucken, wie es geht, dabei auch mitanpacken und lernen.
BBB: Mit was für Dingen kommen die Menschen zu Ihnen?
Hanzo: Wir nehmen alles an, was man heranschleppen kann. Wer vorbeikommt, muss aber auch Geduld und Zeit mitbringen. Die Leute bringen uns Kaffeemaschinen, Wasserkocher, Bügeleisen, Lampen, Föhne oder andere Geräte. Es kommt auch vor, dass Geräte gar nicht kaputt sind, sondern nur gereinigt oder entkalkt werden müssen. Wir haben schon manche Wunderheilung erlebt. Rund die Hälfte aller mitgebrachten Dinge sind Elektrogeräte. Ein Viertel entfällt auf Fahrräder, 15 Prozent auf Kleidung und 10 Prozent auf Verschiedenes.
Wir haben viele gute Leute, die Spaß daran haben, Sachen zu reparieren. Unser Team besteht aktuell aus etwa 20 Reparateuren und einem guten Dutzend anderer Helfer im Alter von 30 bis 80 Jahren. Wir haben die Teams Fahrrad, Elektro und Kleidung/Nähen gebildet und außerdem noch Helfer bei der Organisation und der Küche. Ein großer Dank geht auch an die vielen Kuchenspenden. Wir bieten Kaffee und Kuchen an und verwandeln das Repair Cafe so auch in einen Ort der Begegnung und Integration. Im Team Nähen unterstützt uns jetzt auch eine Schneiderin aus der Ukraine, die noch wenig Deutsch spricht, aber gerne helfen wollte. Darüber freuen wir uns sehr. Sie ist kein Einzelfall. Auch Menschen aus Syrien, dem Iran oder China finden sich in den Teams. Die Leute wollen selbst aktiv werden. Die Gäste loben immer wieder die schöne Atmosphäre und die Fachsimpelei.
BBB: Wie hoch ist die Erfolgsquote bei den Reparaturen?
Kragl-Besse: In den vergangenen zehn Jahren haben wir uns an über 3.100 Reparaturen versucht. Rund 1.700 davon waren erfolgreich, 550 Geräte waren nicht mehr zu reparieren, was aus dem Rest geworden ist, wissen wir leider nicht. Häufig haben nur ein paar Ersatzteile gefehlt. Wir konnten dann Tipps für die Reparatur geben. Die Reparaturteams haben sich super entwickelt, die Leute haben sich gefunden.
BBB: Wie finanziert sich das Repair Cafe und was bietet es sonst noch an?
Hanzo: Wir haben eine Spendenbox aufgestellt, in die die Leute einen Betrag ihrer Wahl für die Reparatur oder Kaffee und Kuchen einwerfen können. Wir sind kein Verein und verfügen über keine Mitgliedsbeiträge. Aber wir haben auch keine großen Ausgaben. Seit August 2016 ist zudem regelmäßig die Initiative foodsharing mit einem Stand dabei, bei der man sich gerettete Lebensmittel abholen kann. Auch die Kinderkleidertauschbörse des SKF-Familienzentrums St. Margareta ist seit 2016 immer wieder beim Repair Café zu finden. Und eine unserer Aktiven hat seit dem vergangenen Jahr schon zweimal eine Kleidertauschbörse organisiert. Der nächste Termin dafür ist für den 30. September geplant, ebenfalls im margaretaS.